Presse
Unantastbare Würste des Menschen
Kreisbote Landsberg | ULRIKE OSMAN, Kritik vom 06.05.2024
Hans Well und die Wellbappn sind wieder da – in neuer Konstellation. Der ehemalige Kopf und Texter der Biermöslblosn und seine Tochter Sarah (33) haben sich nach dem Ausscheiden der jüngeren Well-Kinder Tabea (31) und Jonas (28) mit dem Hackbrettvirtuosen Komalé Akakpo zusammengetan. Wie gut das funktioniert, bewies das Trio bei einem heftig beklatschten Auftritt in Heinrichshofen.

Hans Well (Mitte) mit Komalé Akakpo und Sarah Well im Theaterstadl in Heinrichshofen. © Osman
Egling – Die ,Kulturinitiative Egling-Huaschof Intakt‘ hatte das Konzert im Theaterstadl organisiert – und hielt glücklicherweise Decken bereit für das zahlreich erschienene Publikum, das sich in dem ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäude bei kühleren als den Außentemperaturen an Bistrotischen niederließ. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, denn Well, seine Tochter und der neue dritte Mann lieferten ein fulminantes Konzert ab.
Die Zusammenarbeit mit Akakpo ist so frisch, dass es noch keinen endgültigen Namen für das Trio gibt. „Eigentlich wollten wir uns Hans Well & die Wellbappn 2.0 nennen, weil wir ja nach dem berufsbedingten Ausscheiden meiner Geschwister nur noch zu zweit gewesen wären“, erzählte Sarah Well dem KREISBOTEN im Vorfeld des Auftritts. „Jetzt brauchen wir einen Namen, der Komalé mit einbezieht. Da müssen wir noch überlegen.“
Mit Akakpo kamen Vater und Tochter durch Zufall zusammen. Der 1983 geborene Günzburger lebt im Nachbarort der beiden und engagiert sich in der Carsharing-Kooperative, die Hans Wells Ehefrau Sabeeka mit aufgebaut hat. Vor allem aber ist er einer der wenigen professionellen Hackbrettspieler in Deutschland und beherrscht außerdem Gitarre, Kontrabass und Percussion.
Besonders der Kontrabass kam in Heinrichshofen zum Einsatz und einmal auch das meisterlich gespielte Hackbrett, während Sarah Well an Bratsche und Steirischer brillierte und zwischendurch zu Blöckflöte und Kuhglocken griff. Hans Well an der Gitarre hat die letzten Monate intensiv zum Schreiben neuer Texte genutzt. Themen, die ihn umtreiben, gibt es in diesen Zeiten genug.
Da ist Hubert Aiwanger, der in der umgetexteten „Hoeness-Passion“ allen „Otomkraft und Opfelsoft“ verspricht und Veganern „verschärfte Festungshaft“ androht. Da sind die SUV-Fahrer und Vielflieger, die darauf pochen, dass „die Würste des Menschen unantastbar sind“. Da ist der älteste Brauch der katholischen Kirche (der Missbrauch) – und der „Schienenersatzverkehr“, bei dem das Publikum begeistert in den Refrain einstimmt.
Überhaupt hat der Abend familiäre Züge – eine treue Fangemeinde ist aus großem Umkreis angereist. Ein Mann nahe der Bühne gratuliert Hans Well nachträglich zum 71. Geburtstag, den dieser am 1. Mai gefeiert hat. Als Well um ein Fisherman’s Friend bittet („um die Stimme frei zu kriegen“) holt eine Frau prompt ein Hustenbonbon aus der Handtasche und reicht es auf die Bühne. Und als Sarah Wells dreijährige Tochter – auch noch im Partnerlook mit der Mama! – auf die Bühne geflitzt kommt, um aufs Stichwort vom Opa die Pause anzukündigen, geht hörbares Entzücken durch den Saal.
Der zweite Teil des Abends gehört Klassikern wie dem Olching-Lied, aber auch der Digitalisierung von Kindergärten. Da wissen die Kleinen dann bald nicht mehr, wie man ein Bilderbuch umblättert, weil sie nur noch drücken und wischen können. Dafür kennt sich der kleine Basti schon mächtig gut im Darknet aus, chattet mit Salafisten-Kindergruppen und köpft unverschleierte Barbie-Puppen.
Nach dem offiziellen Ende des Konzerts erklatschen sich die Zuschauer eine Zugabe, dann ist Schluss. „Wir haben noch nicht mehr drauf“, verabschiedet sich der Altmeister mit seiner neuen Formation augenzwinkernd.
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Unantastbare Würste des Menschen
Kreisbote Landsberg | ULRIKE OSMAN, Kritik vom 06.05.2024
Hans Well und die Wellbappn sind wieder da – in neuer Konstellation. Der ehemalige Kopf und Texter der Biermöslblosn und seine Tochter Sarah (33) haben sich nach dem Ausscheiden der jüngeren Well-Kinder Tabea (31) und Jonas (28) mit dem Hackbrettvirtuosen Komalé Akakpo zusammengetan. Wie gut das funktioniert, bewies das Trio bei einem heftig beklatschten Auftritt in Heinrichshofen.

Hans Well (Mitte) mit Komalé Akakpo und Sarah Well im Theaterstadl in Heinrichshofen. © Osman
Egling – Die ,Kulturinitiative Egling-Huaschof Intakt‘ hatte das Konzert im Theaterstadl organisiert – und hielt glücklicherweise Decken bereit für das zahlreich erschienene Publikum, das sich in dem ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäude bei kühleren als den Außentemperaturen an Bistrotischen niederließ. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, denn Well, seine Tochter und der neue dritte Mann lieferten ein fulminantes Konzert ab.
Die Zusammenarbeit mit Akakpo ist so frisch, dass es noch keinen endgültigen Namen für das Trio gibt. „Eigentlich wollten wir uns Hans Well & die Wellbappn 2.0 nennen, weil wir ja nach dem berufsbedingten Ausscheiden meiner Geschwister nur noch zu zweit gewesen wären“, erzählte Sarah Well dem KREISBOTEN im Vorfeld des Auftritts. „Jetzt brauchen wir einen Namen, der Komalé mit einbezieht. Da müssen wir noch überlegen.“
Mit Akakpo kamen Vater und Tochter durch Zufall zusammen. Der 1983 geborene Günzburger lebt im Nachbarort der beiden und engagiert sich in der Carsharing-Kooperative, die Hans Wells Ehefrau Sabeeka mit aufgebaut hat. Vor allem aber ist er einer der wenigen professionellen Hackbrettspieler in Deutschland und beherrscht außerdem Gitarre, Kontrabass und Percussion.
Besonders der Kontrabass kam in Heinrichshofen zum Einsatz und einmal auch das meisterlich gespielte Hackbrett, während Sarah Well an Bratsche und Steirischer brillierte und zwischendurch zu Blöckflöte und Kuhglocken griff. Hans Well an der Gitarre hat die letzten Monate intensiv zum Schreiben neuer Texte genutzt. Themen, die ihn umtreiben, gibt es in diesen Zeiten genug.
Da ist Hubert Aiwanger, der in der umgetexteten „Hoeness-Passion“ allen „Otomkraft und Opfelsoft“ verspricht und Veganern „verschärfte Festungshaft“ androht. Da sind die SUV-Fahrer und Vielflieger, die darauf pochen, dass „die Würste des Menschen unantastbar sind“. Da ist der älteste Brauch der katholischen Kirche (der Missbrauch) – und der „Schienenersatzverkehr“, bei dem das Publikum begeistert in den Refrain einstimmt.
Überhaupt hat der Abend familiäre Züge – eine treue Fangemeinde ist aus großem Umkreis angereist. Ein Mann nahe der Bühne gratuliert Hans Well nachträglich zum 71. Geburtstag, den dieser am 1. Mai gefeiert hat. Als Well um ein Fisherman’s Friend bittet („um die Stimme frei zu kriegen“) holt eine Frau prompt ein Hustenbonbon aus der Handtasche und reicht es auf die Bühne. Und als Sarah Wells dreijährige Tochter – auch noch im Partnerlook mit der Mama! – auf die Bühne geflitzt kommt, um aufs Stichwort vom Opa die Pause anzukündigen, geht hörbares Entzücken durch den Saal.
Der zweite Teil des Abends gehört Klassikern wie dem Olching-Lied, aber auch der Digitalisierung von Kindergärten. Da wissen die Kleinen dann bald nicht mehr, wie man ein Bilderbuch umblättert, weil sie nur noch drücken und wischen können. Dafür kennt sich der kleine Basti schon mächtig gut im Darknet aus, chattet mit Salafisten-Kindergruppen und köpft unverschleierte Barbie-Puppen.
Nach dem offiziellen Ende des Konzerts erklatschen sich die Zuschauer eine Zugabe, dann ist Schluss. „Wir haben noch nicht mehr drauf“, verabschiedet sich der Altmeister mit seiner neuen Formation augenzwinkernd.