Seit einer Woche is’ so weit, das Oktoberfest läuft, die fünfte bayrische Jahreszeit. Dazu eine kleine Runde Bier-und-Wiesn-Kunde. Fest steht: Die These von Karl Marx, Religion sei Opium fürs Volk, trifft Bayernnicht! Weil erstens war Karl ein Marxist, und zweitens war Religion in Bayern schon immer Bier fürs Volk! Der 18-Prozent-Doppelbock vom Klosterdealer Andechs soll sogar Marienerscheinungen auslösen. Freibier lehnen christliche Brauereien dagegen als Sozialismus ab. Dem Opium bavariae wohnt eine durchaus revolutionäre Kraft inne. Als 1910 in Dorfen bei Erding der Bierpreis um zwei Pfennig erhöht ward, führte das 121 Jahre nach der Französischen zur 1. Bairischen Revolution, bei der Wirtshäuser und Brauerei von einer wütenden Menge in Schutt und Asche gelegt wurden. Am 7. November 1918 mischten die im Münchner Mathäser tagenden Revoluzzer (Rußen genannt), bevor sie von der Wiesn zum Sturz der Monarchie starteten, Weißbier mit Limo, zum Nüchternbleiben. So verdankt Bayern seinem ersten Ministerpräsidenten Kurt Eisner außer dem Freistaat auch noch die Russenmass.
Nach 1945 wurden viele Dorf- von Großbrauereien geschluckt, was denen Immobilien in Form von Gaststätten oder Brauereigelände einbrachte. Im Roman „Erfolg“ umreißt Lion Feuchtwanger das Münchner Lebensmotto als Bauen-Brauen-Sauen! Ein Slogan wie geschaffen fürs Logo von Paulaner alias Schörghuber Group. Die braut jetzt im Vorort Langwied, bebaute das frühere Brauereigelände in Giesing mit Betonbrei, der über die Münchner Bronx quillt. 851 000 Euro für 62 Quadratmeter; Dusche und Klo zum Preis von einem Porsche. Nicht gerade die Preisliga der im unteren bis mittleren Einkommensbereich verdienenden Giesinger. Komisch, gegen diesen sozialen Bevölkerungsaustausch fordern weder CSU noch AfD einen Pushback. Paulaner wird dafür mit kostenloser Werbung bei der BR-Live-Übertragung des Starkbier-Spektakels beim Politiker-Derbleckn belohnt. Gouda-Obatzdn reicht man zu der Gaudi nicht, obwohl Paulaner zu 30 Prozent dem holländischen Brauriesen Heineken gehört. Nach der Fusion von Löwenbräu mit Inbev bleiben einzig noch Augustiner dank der Umwandlung in eine Stiftung und Giesinger Bräu als reine Münchner Privatbrauereien erhalten.
Nicht nur am Aschermittwoch gehören Politik und Bier zusammen wie Loden und Filz. Wahlen mit alkoholfreiem Bier – eine Horrorvorstellung für die CSU! Im Alkoholdunst der Bierzelte verschwimmen Argumente zu Gefühlen. Hier trumpt Markus Söder über Veganerzwang, Atomkraft oder Wärmepumpen-Terror, als hätte er statt Cola Light Hasseröder Braunbier im Krug. Der nicht gerufene Kanzlerkandidat ortet auch bei 20 Prozent AfD die Grünen als Hauptfeind. Sogar bei Oktoberfest-Eröffnungen ledert er gegen grüne Wokeness. Heuer in kurzer Lederwix – eine Sensation! Prompt söderte er gen Berlin, auf der Wiesn sei’s viel schöner als dort. Richtig, das Oktoberfest steht weltweit für ein lustigeres Bayernbild als Dachau.
Seit einer Woche strömen Fantasietrachtenträger zur Wiesn. Trachtenverweigerer wirken wie Kostümlose auf Faschingsbällen. Staunend betrachten fremde Völker den Spurt der in Dirndln und Lederhosen aufgebrezlten Besucher über Wiesn-Beton zu Zeltplätzen, als liefen sie um ihr Leben. Überschäumende Freude, bierseliges friedliches Miteinander im Bierzelt vereint Handwerker, Politiker, Großkopferte, Arbeiter und Besucher aller Nationen zur internationalen Bier-Friedensbewegung. Bevor jetzt Sahra Wagenknecht den Ukrainekrieg mit Wiesnzelten im Donbass beenden will – auch auf dem Oktoberfest fliegen Masskrüge, wird gerauft, vergewaltigt. Und die Kosten für Trachtenuniformen, Wiesnbier und Zelte würden Schuldenbremsen der Ampel samt US-Haushalt sprengen.
Denn die Völkerverständigung hat ihren Preis. Eine Wiesnmass 15 Euro! Sieben Millionen Besucher aus aller Welt schlucken sieben Millionen davon. Stadt, Hotels, Wirte machen das große Geschäft. Das „kleine“ verrichten Rauschige gerne in Hauseingängen, auf Kinderspielplätzen, in S-Bahnen. Der Spruch Von allen Paradiesen – liegt das Schönste auf der Wiesn meint vermutlich nicht den Kotzhügel, auf dem sich Bierleichen die Massn nochmals durch den Kopf gehen lassen. Hauptsach’ zünftig is’! Enthemmung, glasige Augen – gegen exzessive Biertrinker wirken Cannabisbekiffte nüchtern. Zehn Mass Bier sind erlaubt, zehn Gramm Haschisch nach bayerischem Cannabisverbot strafbar! Eine bayerische Rechtsverordnung für ein Messerverbot gelang Söder dagegen bis zur Wiesn nicht. Trotz Solingen! Und am 26. September 1980 zündete ein Rechtsradikaler am Wiesn-Haupteingang eine Bombe, riss zwölf Besucher mit in den Tod, 221 wurden teils schwer verletzt. Ein Denkmal erinnert daran.
Gegen das Negativimage als Sauforgie gibt es seit 2013 am Südeingang die Oide Wiesn. Die erwünschte Symbiose Bier und Kultur ging im Herzkasperlzelt perfekt auf. Benannt nach den Programmen des genialen Kabarettisten und Schauspielers Jörg Hube feierte dort das Publikum mit neuer und traditioneller Volks-, Blasmusik und Kabarett. Akkurat zum 50. Jubiläum vom Kultwirtshaus Fraunhofer, in dem Hube seine Kasperliaden spielte, verlor das Herzkasperl nach 13 erfolgreichen Wiesnjahren seinen Platz heuer an den Konkurrenten Boandlkramerei. Dass der CSU-Wiesn-Referent dies per abstrusen Punktekatalog ohne jede Kulturkriterien hintrickste, erhöht seine Chancen als OB-Kandidat in zwei Jahren eher nicht. Unter Kultur versteht er halt eher DJ Ötzi oder sein Wiesngeleit von Adabeis wie Wiesnhendl Cathy Hummels und Giggerl Oli Pocher. Die gschaftln für Follower auf gespenstischen Botoxparaden wie dem Almauftrieb im Käferzelt oder dem Regine-Sixt-Society-Event der Stiftung Tränchen trocknen. Allerorten quasseln BR- und Privat-TV-Reporter, schunkeln Zeitungen, exhibitionieren sich Instagramler, schnattern Influenz*erinnen. Sicher ist – die Wiesn-Influenza trifft alle! Und das Oktoberfest in Kalkutta findet im Mai statt, in Rio im August, in Teheran gar nicht. Dort gibt’s statt Bier Religion fürs Volk!
Seit einer Woche is’ so weit, das Oktoberfest läuft, die fünfte bayrische Jahreszeit. Dazu eine kleine Runde Bier-und-Wiesn-Kunde. Fest steht: Die These von Karl Marx, Religion sei Opium fürs Volk, trifft Bayernnicht! Weil erstens war Karl ein Marxist, und zweitens war Religion in Bayern schon immer Bier fürs Volk! Der 18-Prozent-Doppelbock vom Klosterdealer Andechs soll sogar Marienerscheinungen auslösen. Freibier lehnen christliche Brauereien dagegen als Sozialismus ab. Dem Opium bavariae wohnt eine durchaus revolutionäre Kraft inne. Als 1910 in Dorfen bei Erding der Bierpreis um zwei Pfennig erhöht ward, führte das 121 Jahre nach der Französischen zur 1. Bairischen Revolution, bei der Wirtshäuser und Brauerei von einer wütenden Menge in Schutt und Asche gelegt wurden. Am 7. November 1918 mischten die im Münchner Mathäser tagenden Revoluzzer (Rußen genannt), bevor sie von der Wiesn zum Sturz der Monarchie starteten, Weißbier mit Limo, zum Nüchternbleiben. So verdankt Bayern seinem ersten Ministerpräsidenten Kurt Eisner außer dem Freistaat auch noch die Russenmass.
Nach 1945 wurden viele Dorf- von Großbrauereien geschluckt, was denen Immobilien in Form von Gaststätten oder Brauereigelände einbrachte. Im Roman „Erfolg“ umreißt Lion Feuchtwanger das Münchner Lebensmotto als Bauen-Brauen-Sauen! Ein Slogan wie geschaffen fürs Logo von Paulaner alias Schörghuber Group. Die braut jetzt im Vorort Langwied, bebaute das frühere Brauereigelände in Giesing mit Betonbrei, der über die Münchner Bronx quillt. 851 000 Euro für 62 Quadratmeter; Dusche und Klo zum Preis von einem Porsche. Nicht gerade die Preisliga der im unteren bis mittleren Einkommensbereich verdienenden Giesinger. Komisch, gegen diesen sozialen Bevölkerungsaustausch fordern weder CSU noch AfD einen Pushback. Paulaner wird dafür mit kostenloser Werbung bei der BR-Live-Übertragung des Starkbier-Spektakels beim Politiker-Derbleckn belohnt. Gouda-Obatzdn reicht man zu der Gaudi nicht, obwohl Paulaner zu 30 Prozent dem holländischen Brauriesen Heineken gehört. Nach der Fusion von Löwenbräu mit Inbev bleiben einzig noch Augustiner dank der Umwandlung in eine Stiftung und Giesinger Bräu als reine Münchner Privatbrauereien erhalten.
Nicht nur am Aschermittwoch gehören Politik und Bier zusammen wie Loden und Filz. Wahlen mit alkoholfreiem Bier – eine Horrorvorstellung für die CSU! Im Alkoholdunst der Bierzelte verschwimmen Argumente zu Gefühlen. Hier trumpt Markus Söder über Veganerzwang, Atomkraft oder Wärmepumpen-Terror, als hätte er statt Cola Light Hasseröder Braunbier im Krug. Der nicht gerufene Kanzlerkandidat ortet auch bei 20 Prozent AfD die Grünen als Hauptfeind. Sogar bei Oktoberfest-Eröffnungen ledert er gegen grüne Wokeness. Heuer in kurzer Lederwix – eine Sensation! Prompt söderte er gen Berlin, auf der Wiesn sei’s viel schöner als dort. Richtig, das Oktoberfest steht weltweit für ein lustigeres Bayernbild als Dachau.
Seit einer Woche strömen Fantasietrachtenträger zur Wiesn. Trachtenverweigerer wirken wie Kostümlose auf Faschingsbällen. Staunend betrachten fremde Völker den Spurt der in Dirndln und Lederhosen aufgebrezlten Besucher über Wiesn-Beton zu Zeltplätzen, als liefen sie um ihr Leben. Überschäumende Freude, bierseliges friedliches Miteinander im Bierzelt vereint Handwerker, Politiker, Großkopferte, Arbeiter und Besucher aller Nationen zur internationalen Bier-Friedensbewegung. Bevor jetzt Sahra Wagenknecht den Ukrainekrieg mit Wiesnzelten im Donbass beenden will – auch auf dem Oktoberfest fliegen Masskrüge, wird gerauft, vergewaltigt. Und die Kosten für Trachtenuniformen, Wiesnbier und Zelte würden Schuldenbremsen der Ampel samt US-Haushalt sprengen.
Denn die Völkerverständigung hat ihren Preis. Eine Wiesnmass 15 Euro! Sieben Millionen Besucher aus aller Welt schlucken sieben Millionen davon. Stadt, Hotels, Wirte machen das große Geschäft. Das „kleine“ verrichten Rauschige gerne in Hauseingängen, auf Kinderspielplätzen, in S-Bahnen. Der Spruch Von allen Paradiesen – liegt das Schönste auf der Wiesn meint vermutlich nicht den Kotzhügel, auf dem sich Bierleichen die Massn nochmals durch den Kopf gehen lassen. Hauptsach’ zünftig is’! Enthemmung, glasige Augen – gegen exzessive Biertrinker wirken Cannabisbekiffte nüchtern. Zehn Mass Bier sind erlaubt, zehn Gramm Haschisch nach bayerischem Cannabisverbot strafbar! Eine bayerische Rechtsverordnung für ein Messerverbot gelang Söder dagegen bis zur Wiesn nicht. Trotz Solingen! Und am 26. September 1980 zündete ein Rechtsradikaler am Wiesn-Haupteingang eine Bombe, riss zwölf Besucher mit in den Tod, 221 wurden teils schwer verletzt. Ein Denkmal erinnert daran.
Gegen das Negativimage als Sauforgie gibt es seit 2013 am Südeingang die Oide Wiesn. Die erwünschte Symbiose Bier und Kultur ging im Herzkasperlzelt perfekt auf. Benannt nach den Programmen des genialen Kabarettisten und Schauspielers Jörg Hube feierte dort das Publikum mit neuer und traditioneller Volks-, Blasmusik und Kabarett. Akkurat zum 50. Jubiläum vom Kultwirtshaus Fraunhofer, in dem Hube seine Kasperliaden spielte, verlor das Herzkasperl nach 13 erfolgreichen Wiesnjahren seinen Platz heuer an den Konkurrenten Boandlkramerei. Dass der CSU-Wiesn-Referent dies per abstrusen Punktekatalog ohne jede Kulturkriterien hintrickste, erhöht seine Chancen als OB-Kandidat in zwei Jahren eher nicht. Unter Kultur versteht er halt eher DJ Ötzi oder sein Wiesngeleit von Adabeis wie Wiesnhendl Cathy Hummels und Giggerl Oli Pocher. Die gschaftln für Follower auf gespenstischen Botoxparaden wie dem Almauftrieb im Käferzelt oder dem Regine-Sixt-Society-Event der Stiftung Tränchen trocknen. Allerorten quasseln BR- und Privat-TV-Reporter, schunkeln Zeitungen, exhibitionieren sich Instagramler, schnattern Influenz*erinnen. Sicher ist – die Wiesn-Influenza trifft alle! Und das Oktoberfest in Kalkutta findet im Mai statt, in Rio im August, in Teheran gar nicht. Dort gibt’s statt Bier Religion fürs Volk!